Laudatio zur Verleihung des Cabinet-Preises

Meine Damen und Herren,

man kommt doch nun wirklich nicht umhin zu bemerken: Wer, wenn nicht diese beiden hätten es verdient, einen Preis für Klein-Kunst zu erhalten. Doch Spaß beiseite …
… wir haben es schließlich mit Kunst zu tun. Und Kunst muss weh tun. Auch Kleinkunst. Wann haben wir beispielsweise zuletzt einen solchen Phantom-schmerz verspürt wie beim Genuss der suÞcultura-Zahn-Behandlung? Selbst wenn man sagen kann: Mama, Mama, er hat ja gar nicht richtig gebohrt. Der Bohrer war halt sozusagen ein Phantom – aber gefehlt hat trotzdem nichts. Andererseits ist auch nichts zuviel, wenn plötzlich Sprache in die Pantomime kommt. Denn auch die Sprache ist in diesem Fall ein Phantom. Und so erzeugen die SuÞculturbeauftragten eine phantomastische Balance zwischen ihren Figuren, ihren Mitteln und ihrem Publikum. – – – Der eine oder andere hätte sich eben mal sehen sollen – da kam durch lauter Mit-Gefühl so manche schöne Phanto- … Pantomime zustande.
Da wir gerade von Phantomschmerz sprachen: Es gäbe einen heftigen solchen, wenn es suÞcultura aus irgendeinem Grunde auf einmal nicht mehr geben sollte. Denn für mich persönlich gehören sie zu den lustigsten Komikerduos seit Laurel & Hardy. Das mag vielleicht etwas hochgegriffen klingen, doch es gibt vielversprechende Gemeinsamkeiten: zum Beispiel dass sie eine tiefe Zuneigung füreinander nicht verhehlen können und dennoch so viel Abstand voneinander besitzen, dass sie sich gegenseitig immer wieder neu entdecken können – und damit die Situationen, die zwischen ihnen möglich sind … oder zwischen ihnen und einem Tresen. Oder einem ec-Automaten. Oder einem Fahrschulauto … oder was auch immer ihnen noch entgegenkommen mag und ruft: Spielt mich!
Daher kann ich im Namen eines erwartungsfrohen Publikums der Jury – und allen Rauchern – nur danken, dass sie den Fortbestand von suÞcultura unterstützen und fördern. Auf dass Paul & Willi auch weiterhin genau den Nerv treffen und uns Schmerzen zufügen. Und vom Lachen kann einem aber auch alles weh tun …

Martin Schink
Leipzig, 9. Oktober 2005

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